Grundfähigkeit-/ oder Berufsunfähigkeitsversicherung

grundfähigkeitsversicherung oder berufsunfähigkeitsversicherung

Wie gut ist eine Grundversicherung im Vergleich zur Berufsunfähigkeitsversicherung?

Die Grundfähigkeitsversicherung dient zur Absicherung von Grundfähigkeiten. Die Prämien sind bei der Grundfähigkeitsversicherung im Vergleich zur Berufsunfähigkeitsversicherung günstig.

Für das menschliche Handeln sind viele angeborene Fähigkeiten wie Denken, Sprechen, Hören, Sehen oder Gehen grundlegend.

Der Verlust solcher Grundfähigkeiten kann auch dazu führen, dass Sie Ihren Beruf nicht mehr ausüben können. Die Grundfähigkeitsversicherung im Vergleich zur Berufsunfähigkeitsversicherung ist in den Prämien günstig und schützt Versicherte vor dem Verlust ihrer Grundfähigkeiten.

Da sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung nicht ersetzen kann, sollten Sie vor dem Abschluss einer Grundfähigkeitsversicherung prüfen, ob eine Berufsunfähigkeitsversicherung die bessere Option ist.

Berufsunfähigkeitsversicherung als umfangreichere Option

Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist zwar deutlich teurer als die Grundfähigkeitsversicherung, doch bietet sie auch umfangreicheren Versicherungsschutz.

Da allerdings nicht jeder aus gesundheitlichen Gründen eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen kann oder die Prämien zu hoch sind, kann eine Grundfähigkeitsversicherung eine Alternative sein.

Sie ist für alle sinnvoll, die eine spezielle Grundfähigkeit zur Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit benötigen. Das ist beispielsweise bei einem Lehrer das Sprechen, bei einem Feinmechaniker das Greifen oder bei einem Berufskraftfahrer das Sehen.

Grundfähigkeitsversicherung als junge Versicherung

Erst seit dem Jahr 2000 ist die Grundfähigkeitsversicherung auf dem Markt. Die Grundfähigkeitsversicherung wurde als Alternative zu anderen Versicherungen zur Absicherung der Arbeitskraft angeboten, vor allem zur teuren Berufsunfähigkeitsversicherung.

Mit Stand vom September 2022 gibt es 26 Versicherer, die eine Grundfähigkeitsversicherung anbieten. Einige Versicherer planen künftig die Grundfähigkeitsversicherung.

Ein Manko liegt bei der Grundfähigkeitsversicherung im Vergleich zu anderen Versicherern in der fehlenden Erfahrung mit den Produkten. Ein Problem besteht darin, dass nicht umfassend geklärt ist, wann der Auslöser für die Leistung vorliegt.

Was kann in der Grundfähigkeitsversicherung abgesichert werden?

Die Rating-Agentur Franke und Bornberg empfiehlt, mindestens 14 Kern-Fähigkeiten mit einer Police der Grundfähigkeitsversicherung abzusichern:

  • Stehen
  • Gehen
  • Bücken oder Knien
  • Bewegung der Arme
  • Heben und Tragen
  • Sitzen
  • Gebrauch der Hände als Geschicklichkeit
  • Gebrauch der Hände als Kraftaufwand
  • Treppensteigen
  • Sprechen
  • Hören
  • Sehen
  • geistige Leistungsfähigkeit
  • Autofahren

Im Wettbewerb um neue Kunden definieren die Versicherer immer weitere Leistungsauslöser. So können immer mehr Fähigkeiten mit der Grundfähigkeitsversicherung abgesichert werden, was sich auf die Höhe der Prämien auswirkt. Analysieren Sie vor Abschluss der Grundfähigkeitsversicherung, welche Fähigkeiten für Ihren Beruf tatsächlich relevant sind.

Komplexe Definitionen bei den Leistungsauslösern

Anlass zu Kritik in der Versicherungsbranche ist, dass die Leistungsauslöser immer komplexer definiert werden. Die Definitionen geben konkrete Bedingungen vor und sind im Textumfang immer länger. Die Klauseln werden damit jedoch nicht eindeutiger.

Eine Klausel definiert einen Leistungsauslöser beispielsweise, dass es der versicherten Person für eine Leistung nicht mehr möglich sein darf, eine Tasse mit der rechten, mit der linken oder mit beiden Händen zu halten, um daraus zu trinken. Von Experten wird kritisiert, dass dabei die Größe und das Gewicht der Tasse nicht definiert sind. Es wird schwierig für den Versicherten, eine Leistung zu bekommen, wenn er mit beiden Händen eine Tasse halten kann.

Für einen Feinmechaniker ist es noch möglich, mit einer Hand eine Tasse zu halten, wenn die andere Hand komplett gelähmt ist, doch kann er seiner Arbeit wahrscheinlich nicht mehr nachgehen. Er würde dann die Rente jedoch nicht erhalten.

Die Klauseln sind oft komplex und mehrdeutig. Möchten Sie eine Grundfähigkeitsversicherung abschließen, sollten Sie sich im Leistungsfall an einen Experten wenden. Das Prinzip ist einfach, da die Leistung gewährt wird, wenn ein Verlust einer Grundfähigkeit eingetreten ist. Allerdings sind die Policen so komplex, dass sie mehrdeutig ausgelegt werden können. Es ist wichtig, die leistungsauslösenden Definitionen genau zu beachten.

Bewertung der Klauseln und Produkte

Für den Erhalt einer Leistung aus der Grundfähigkeitsversicherung ist ein möglichst kurzer Prognosezeitraum wichtig. Der Erhalt der Leistung schon ab sechs Monaten ist besser, als wenn die Versicherung erst nach zwölf Monaten leistet.

Achten Sie bei der Wahl des Produkts darauf, auf welche Grundfähigkeiten es in Ihrem Beruf am meisten ankommt. Bei einigen Versicherern wird als Leistungsauslöser der Verlust der Fahrlizenz der Klassen C bis D für Berufskraftfahrer angeboten. Solche Produkte sollten von Berufskraftfahrern gewählt werden.

Der Leistungsauslöser sollte auf Hilfsmittel zur Ausübung einer Grundfähigkeit verzichten, denn es ist ein Unterschied, mit oder ohne Unterarmstützen 400 Meter zu gehen. So kann die Leistung schon gewährt werden, wenn der Versicherte eine bestimmte Strecke nicht mehr ohne Gehhilfen bewältigen kann.

Wann tritt die Grundfähigkeitsversicherung ein?

Die Grundfähigkeitsversicherung im Vergleich zur Berufsunfähigkeitsversicherung orientiert sich nicht am aktuellen Beruf, sondern sie leistet, wenn bestimmte Bedingungen laut medizinischem Gutachten erfüllt sind. Nach dem Prinzip der Grundfähigkeitsversicherung bekommt der Versicherte die Rente, wenn er die versicherte Grundfähigkeit verliert.

Die Bedingungen werden in den Vertragsbedingungen jedoch immer komplexer. Es reicht nicht aus, eine Grundfähigkeit einfach nicht mehr ausüben zu können. Die Einschränkungen müssen den Leistungsauslösern in der Police entsprechen.

Ein Beispiel ist ein Fliesenleger, der bei seiner Arbeit täglich sechs Stunden knien muss. Die Versicherung zahlt noch nicht, wenn der Fliesenleger nicht mehr knien kann, sondern die Bedingungen der Police müssen erfüllt sein. Eine solche Bedingung kann sein, dass der Versicherte nicht mehr in der Lage ist, sich mindestens einmal am Tag hinzuknien.

Das ist bei der Grundfähigkeitsversicherung im Vergleich zur Berufsunfähigkeitsversicherung ein Nachteil, denn es ist ein Unterschied, ob eine Fähigkeit bei einem üblichen Arbeitstag zu 50 Prozent nicht mehr ausgeübt werden kann oder ob der Versicherte sie einmalig nicht mehr ausüben kann.

Die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt bereits, wenn eine Fähigkeit zu 50 Prozent des Arbeitstages nicht mehr ausgeführt werden kann. Die Grundfähigkeitsversicherung zahlt erst, wenn der Versicherte nicht mehr in der Lage ist, die Fähigkeit einmal auszuüben.

Damit die Grundfähigkeitsversicherung eine Leistung gewährt, muss die Einschränkung akut sein. Lassen Sie sich gründlich beraten, bevor Sie eine Grundfähigkeitsversicherung abschließen. Die Leistungen fallen deutlich geringer als in der Berufsunfähigkeitsversicherung aus.

Wie sieht es in der Grundfähigkeitsversicherung mit Leistungen bei psychischen Erkrankungen aus?

In der Regel leistet die Grundfähigkeitsversicherung im Vergleich zur Berufsunfähigkeitsversicherung nicht bei psychischen Erkrankungen.

Die Grundfähigkeitsversicherung steht daher häufig in der Kritik. Sie leistet bei einer psychischen Erkrankung meistens nur dann, wenn die psychische Erkrankung durch eine organische Erkrankung wie Schlaganfall, Schädelhirntrauma, Multiple Sklerose oder Hirntumor ausgelöst wurde.

In der Berufsunfähigkeitsversicherung sind psychische Erkrankungen mittlerweile der Hauptgrund für die Zahlung einer Berufsunfähigkeitsversicherung. In der Grundfähigkeitsversicherung ist dieses Risiko nicht abgedeckt.

Die Grundfähigkeitsversicherung schließt den Verlust einer Grundfähigkeit mitunter sogar explizit vom Versicherungsschutz aus, wenn er psychisch und nicht organisch bedingt ist. Haben Sie eine bestimmte Führerscheinklasse oder das Führen von Fahrzeugen versichert, wird die Leistung nicht gezahlt, wenn der Verlust des Führerscheins eine psychische Ursache hat.

Ist die Absicherung psychischer Erkrankungen in der Grundfähigkeitsversicherung möglich?

In der Grundfähigkeitsversicherung können Sie einen Minimalschutz vor psychischen Erkrankungen erhalten. Ein solcher Mindestschutz wird als Zusatzbaustein zumeist gegen Aufpreis angeboten.

Solche Möglichkeiten sind ein Zusatzbaustein für die volle Erwerbsminderung aufgrund psychischer Erkrankungen oder ein Zusatzbaustein für Schizophrenie und schwere Depressionen.

Einige Experten empfehlen den Zusatzbaustein für die volle Erwerbsminderung aufgrund psychischer Erkrankungen. Alle psychischen Erkrankungen werden als Ursache eingeschlossen, wenn die volle Erwerbsminderung festgestellt wird.

Warum eine umfassende Beratung vor dem Abschluss einer Grundfähigkeitsversicherung wichtig ist

Die Leistungsauslöser sind in der Grundfähigkeitsversicherung im Vergleich zur Berufsunfähigkeitsversicherung komplex definiert. Das macht eine umfassende Beratung vor dem Versicherungsabschluss erforderlich. Die Vertragsbedingungen sollten Sie gründlich prüfen.

Ein Beispiel dafür ist das Gehen als Grundfähigkeit. Die Zahlung einer Rente ist unwahrscheinlicher, wenn die Grundfähigkeit bereits als erhalten gilt, wenn der Versicherte noch 200 Meter selbstständig gehen kann.

Wahrscheinlicher ist der Erhalt der Leistung, wenn die Grundfähigkeit erst nach 400 Metern als erhalten gilt. Achten Sie auch darauf, dass im medizinischen Testverfahren Hilfsmittel ausgeschlossen werden.

Der Versicherte erhält eine Rente mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit, wenn er beim medizinischen Test des Gehens Unterarmstützen benutzen muss. Die Fortbewegungsmöglichkeit sollte also ohne Hilfen geprüft werden.

Die Orientierung bei den verfügbaren Grundfähigkeitsversicherungen am Markt wird immer schwieriger, da die Bedingungen immer komplexer und die Angebote immer vielfältiger werden. Bei den einzelnen Anbietern sind die Leistungsauslöser kaum miteinander vergleichbar.

Wer sollte eine Grundfähigkeitsversicherung abschließen?

Eine Grundfähigkeitsversicherung im Vergleich zur Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt deutlich schlechter und hat die Leistungsauslöser wesentlich komplexer definiert. Dennoch kann sich der Abschluss lohnen, wenn für Sie die Beiträge zu einer Berufsunfähigkeitsversicherung zu hoch sind oder wenn Sie Vorerkrankungen haben und deshalb abgelehnt werden könnten.

Auch bei riskanten Berufen sind die Prämien in der Berufsunfähigkeitsversicherung hoch oder der Interessent kann abgelehnt werden. Da das häufig bei Handwerkern der Fall ist, kann die Grundfähigkeitsversicherung für sie eine Alternative sein.

Inzwischen nehmen viele Anbieter von Grundfähigkeitsversicherungen in ihren Leistungskatalog berufsbezogene Fähigkeiten wie das Ein- und Aussteigen in einen LKW oder eine Lokomotive, aber auch das Fahren eines Busses oder die Nutzung von Atemschutzgeräten auf. Die Leistungsauslöser können den Versicherungsschutz sogar verbessern, was vor allem bei Grundfähigkeiten wie Autofahren gilt.

In der Grundfähigkeitsversicherung kann der Verlust des Sehens ein Leistungsauslöser sein, wenn der Versicherte nur noch eine Restschärfe von 5 Prozent oder weniger hat und so gut wie blind ist. Beim Auslöser Fahrlizenzverlust reicht bereits ein Verlust von 50 Prozent Sehkraft aus, wenn der Versicherte seinen Führerschein verliert.

In der Grundfähigkeitsversicherung sollten Berufskraftfahrer den Fahrlizenzverlust der Klassen C-D versichern, um eine Leistung zu erhalten, wenn sie die Fahrlizenz verlieren.

Die Grundfähigkeitsversicherung ist dann fast mit der Berufsunfähigkeitsversicherung vergleichbar. Allerdings gilt ein Leistungsausschluss, wenn der Verlust der Fahrlizenz durch eine Suchterkrankung oder psychische Erkrankung eingetreten ist.

Möchten Sie eine Grundfähigkeitsversicherung abschließen? Prüfen Sie, ob eine Berufsunfähigkeitsversicherung nicht besser für Sie wäre. Lassen Sie sich vor dem Abschluss gründlich beraten.

Grundfähigkeitsversicherung im Vergleich zur Berufsunfähigkeitsversicherung günstig

Eine Grundfähigkeitsversicherung ist im Vergleich zur Berufsunfähigkeitsversicherung in den Beiträgen günstig, doch fallen auch die Leistungen geringer aus. Die Grundfähigkeitsversicherung ist durch komplexe Definitionen der Leistungsauslöser und viele Klauseln gekennzeichnet.

Es ist für die Leistung nicht relevant, wie lange der Versicherte an einem Arbeitstag noch arbeiten kann, sondern eine für den Beruf wichtige Grundfähigkeit muss verloren gehen, damit die Versicherung leistet. Aufgrund der vielen Klauseln sollten Sie die Konditionen genau prüfen und sich vor dem Abschluss der Versicherung beraten lassen.

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