Erwerbsunfähigkeitsversicherung oder Berufsunfähigkeitsversicherung – Welches ist die bessere Vorsorge?
Zur Absicherung der Arbeitskraft wurde die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) über viele Jahre als die beste Wahl angesehen, während die Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU) kaum erwähnt wurde. Schließlich fällt eine Erwerbsunfähigkeitsrente oder Erwerbsminderungsrente (EMR) nur gering aus.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung greift auch dann, wenn Sie Ihren zuletzt ausgeübten Beruf nicht mehr ausüben können, aber noch in der Lage sind, einen anderen Beruf auszuüben. Ist eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung vielleicht sogar sinnvoller als eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Was zeichnet die Berufsunfähigkeitsversicherung aus?
Eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung mag einer Berufsunfähigkeitsversicherung zumindest in den Grundzügen ähneln, da auch sie beim Verlust der Arbeitskraft an den Versicherten eine Rente zahlt. Ein Imageproblem bei potenziellen Versicherungskunden und auch bei den Versicherungsvertretern besteht darin, dass sie mit der Erwerbsminderungsrente in Verbindung gesetzt wird, die nur gering ausfällt.
Die Erwerbsminderungsrente wird nur dann gezahlt, wenn Sie aufgrund von Krankheit oder Behinderung nicht mehr in der Lage sind, mindestens noch drei Stunden am Tag zu arbeiten. Sogar von Verbraucherschützern und Juristen wurden Alternativen zur Berufsunfähigkeitsversicherung als minderwertig dargestellt.
Das führte dazu, dass diejenigen, die schon ein höheres Alter erreicht haben, unter verschiedenen chronischen Erkrankungen leiden oder nicht zahlungskräftig genug sind, um eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen, ohne Versicherungsschutz blieben. Bei einer Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit gehen diese Personen leer aus.
Schwachstellen bei der Berufsunfähigkeitsversicherung
Für gesunde Menschen ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll, um die Arbeitskraft abzusichern. Die Berufsunfähigkeitsversicherung stößt allerdings an ihre Grenzen, wenn potenzielle Versicherungsnehmer unter verschiedenen Vorerkrankungen leiden.
Ein weiteres Problem sind die steigenden Prämien mit zunehmendem Abschlussalter der Berufsunfähigkeitsversicherung. Vorerkrankungen führen zum Ausschluss oder zu hohen Prämien. Auch das berufliche Risiko ist nicht zu unterschätzen und oft mit höheren Prämien verbunden.
Menschen, die körperliche Arbeit verrichten, müssen zumeist höhere Beiträge zahlen, die bei einem niedrigen Einkommen wie in Pflegeberufen kaum bezahlbar sind. Da ein höheres Risiko für eine Berufsunfähigkeit besteht, setzen die Versicherer die Beiträge bei solchen Berufen höher an.
Alternativen zur Berufsunfähigkeitsversicherung: Grundfähigkeits- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherung
Vor ungefähr zehn Jahren wurde die Grundfähigkeitsversicherung als Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung eingeführt. Verliert der Versicherte seine Grundfähigkeiten wie Sehen, Hören, Gehen oder Gebrauch der Hände, tritt diese Versicherung ein. Der Versicherungsschutz kann noch erweitert werden, indem die Grundfähigkeitsversicherung Plus in Kombination mit einer Versicherung bei schweren Krankheiten abgeschlossen wird.
Bei der Beitragshöhe spielt der ausgeübte Beruf nur eine untergeordnete Rolle. Vorerkrankungen sind ebenfalls kein Ausschlusskriterium. Allerdings hat eine solche Versicherung auch einen Nachteil, da sie nur zahlt, wenn der definierte Leistungsauslöser, beispielsweise der Verlust der Gehfähigkeit, eintritt.
Hier gilt der Positivkatalog. Geht die Arbeitskraft durch Krankheit oder Unfall verloren, ist das noch kein Grund, dass die Versicherung tatsächlich leistet. Psychische Erkrankungen, die zu den Hauptursachen für den Verlust der Arbeitskraft gehören, sind kaum versichert.
Für die Grundfähigkeitsversicherung gibt es noch keine verlässlichen Standards. Die Leistungen in der Grundfähigkeitsversicherung unterscheiden sich stark, abhängig vom Anbieter und vom Tarif. Ein weiteres Manko ist, dass Sie noch nicht die Voraussetzung für den Verlust einer Grundfähigkeit erfüllen, wenn Sie mindestens noch drei Stunden am Tag arbeiten können.
Die Grundfähigkeitsversicherung kann jedoch eine Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung sein, wenn die Berufsunfähigkeitsversicherung aufgrund eines riskanten Berufs oder einer Vorerkrankung für Sie nicht in Frage kommt.
Was spricht für eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung?
Da die Grundfähigkeitsversicherung nur beim Verlust einer Grundfähigkeit eintritt, kann eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung durchaus eine sinnvolle Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung sein. Die Leistungen sind zwar geringer als bei der Berufsunfähigkeitsversicherung, doch immerhin besser als die vom Staat bei einer Erwerbsunfähigkeit gezahlte Rente.
Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung kann für risikoreiche Berufsgruppen wie Metzger, Physiotherapeuten, Pflegekräfte, Schreiner, Schornsteinfeger oder Kfz-Mechaniker eine bezahlbare Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung sein.
Abhängig vom Versicherer und vom gewählten Tarif können sich die Prämien bei Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsversicherung um 20 bis 75 Prozent unterscheiden.
AKS-Index als Maßstab für den Wirkungsgrad der Versicherung
Um festzustellen, worin die Stärken und Schwächen der Erwerbsunfähigkeitsversicherung im Vergleich mit der Grundfähigkeitsversicherung und der Berufsunfähigkeitsversicherung liegen, wird der AKS-Index herangezogen. Er sorgt für Transparenz beim Abdeckungsgrad von möglichen Auslösern für den Verlust der Arbeitskraft und wurde auf der Grundlage von wissenschaftlichen Kriterien entwickelt. Verschiedene Konzepte lassen sich im Hinblick auf die AKS-Eignung besser miteinander vergleichen.
Erwerbsunfähigkeitsversicherung im AKS-Vergleich
Wie der AKS-Vergleich zeigt, hat die Erwerbsunfähigkeitsversicherung durchaus ihre Berechtigung. Sie bietet eine Absicherung der Arbeitskraft zum bezahlbaren Preis vor allem für Menschen, die körperlich arbeiten. Der AKS-Index der Erwerbsunfähigkeitsversicherung ist höher als bei der Grundfähigkeitsversicherung, aber niedriger als bei der Berufsunfähigkeitsversicherung.
Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung ist also ein Produkt der Mitte. So wie die Berufsunfähigkeitsversicherung deckt sie das Risiko für psychische Erkrankungen relativ gut ab. Sie steht in unmittelbarem Bezug zum Erwerb, auch wenn die Leistungen geringer ausfallen als bei der Berufsunfähigkeitsversicherung.
Das Angebot ist jedoch gering, da es weniger als 20 Versicherer gibt, die eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung anbieten. Der Grund dafür ist das immer noch negative Image der Erwerbsunfähigkeit. Damit diese Versicherung von einer größeren Zahl von Versicherern angeboten wird, ist ein Imagewechsel notwendig.
Der erste Schritt für einen Imagewechsel und für ein breiteres Spektrum an Anbietern ist mehr Transparenz. Informationen über den Anteil der Erwerbsunfähigkeitsversicherung an den Invaliditätsversicherungen liegen nicht vor. Auch über den Anteil der Dread-Disease-Versicherung zur Absicherung schwerer Krankheiten, die einer Lebensversicherung entspricht, und der Grundfähigkeitsversicherung liegen keine zuverlässigen Informationen vor.
Nicht nur Produkte verkaufen, sondern beraten
Mehr Transparenz und vor allem eine faire, bedarfsgerechte Beratung sind erforderlich, um potenziellen Versicherungsnehmern nicht einfach nur ein Produkt zu verkaufen, sondern die Versicherung anzubieten, die tatsächlich zum individuellen Risiko, zur finanziellen Situation und auch zur Lebenssituation passt.
Mit dem Angebot einer Berufsunfähigkeitsversicherung wecken die Versicherer bei ihren Kunden hohe Erwartungen, doch aufgrund des fortgeschrittenen Alters oder einer Vorerkrankung wird der Abschluss der Berufsunfähigkeitsversicherung letztendlich gar nicht möglich. Die Alternativen Erwerbsunfähigkeitsversicherung oder Grundfähigkeitsversicherung stehen leider noch im schlechten Licht.
Grundlage der bedarfsgerechten Beratung sollte der finanzielle Bedarf beim Verlust der Arbeitskraft sein. Zur Bedarfsdeckung werden gemeinsam mit dem Kunden im Anschluss daran Lösungswege erarbeitet. Wichtige Kriterien dafür sind Alter, Vorerkrankungen, Beruf, Lebensplanung, finanzielle Situation und Familienstand.
Mit verschiedenen Tarifen und Gestaltungsoptionen wie Karenzzeit, Laufzeit und Leistungsdauer kann die Versicherung an die persönlichen Bedürfnisse angepasst werden. Dabei sollten verschiedene Konzepte wie Berufsunfähigkeitsversicherung, Dread Disease Versicherung, Grundfähigkeitsversicherung, Erwerbsunfähigkeitsversicherung, aber auch betriebliche Versorgungslösungen berücksichtigt werden.
Berufsunfähigkeitsversicherung nicht ausreichend für optimale Absicherung der Arbeitskraft
Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist nicht der alleinige Weg, um die Arbeitskraft optimal abzusichern. Zusammen mit der Grundfähigkeitsversicherung stellt eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung eine sinnvolle Alternative dar. Um mehrere Bausteine wie Erwerbsunfähigkeits-, Berufsunfähigkeits- und Grundfähigkeitsversicherung miteinander zu kombinieren, ist eine leistungsfähige Analyse- und Vergleichssoftware erforderlich.